Fernbusse: Reisen für Menschen mit viel Zeit 

Von den 120.000 Einwohnern der Stadt Göttingen in Niedersachsen ist wohl jeder Dritte Student. In der Stadt findet man nicht nur die 1737 gegründete Georg-August-Universität, sondern auch viele andere Bildungsinstitutionen wie die Private Fachhochschule Göttingen. Bis zum 1. Januar 2013 hatten Studenten ohne eigenes Auto nur eine Möglichkeit, am Wochenende nach Hause zu ihrer Familie zu fahren oder eine Exkursion in eine andere Stadt zu machen: Man musste mit der Deutschen Bahn fahren. Das Problem mit der Bahn waren eindeutig die Preise. 80 Euro Normalpreis für eine einfache Fahrt nach Hamburg sind viel Geld. Selbst mit Bahncard ist die ICE-Verbindung noch viel teurer als das Benzin für ein Auto.

Seit der Liberalisierung des Transportmarktes in Deutschland im Januar 2013 gibt es nun eine günstigere Alternative für Studenten und andere Reisende in Göttingen – nämlich die Fernbusse. „Die Fernbusse sind so, wie die Bahn sein sollte“, erklärt Politik-Student Andreas Hausmann, der oft in Bibliotheken in Berlin recherchieren muss. „Sie fahren mehrmals am Tag, und die Fahrpreise sind viel erschwinglicher“, sagt Hausmann. Zum Beispiel: Eine Fahrt auf der 330 Kilometer langen Strecke von Göttingen nach Berlin mit den Bussen der Firma „Mein Fernbus“ kostet zwischen 18 und 30 Euro. Im Vergleich muss man für die gleiche Strecke mit der Bahn locker vier- bis fünfmal so viel zahlen. Und viele Fernbusse bieten ihren Kunden kostenlos einfache Snacks, Kaffee und Tee, WLAN sowie eine Sitzplatzgarantie ohne Reservierungsgebühr an. Natürlich haben Fernbusse nicht nur Vorteile. So darf ein Fernbus maximal nur 100 km/h fahren, und die Fahrt nach Berlin dauert für Andreas Hartmann knapp vier Stunden – wenn es auf der Autobahn keine Staus gibt. Mit dem ICE beträgt die Fahrtzeit dagegen höchstens 90 Minuten für die gleiche Strecke.